Vom Bauen von Räumen und Zeichnen mit Licht
Der Fotograf und Filmemacher Alois Endl und ich saßen bis vor kurzem im selben Co-Working Space, dem AXIS, in der Tabakfabrik Linz. Ein wunderbarer Ort, an dem kollaboratives Arbeiten ganz hoch geschrieben wird. Menschen unterschiedlichster Professionen und Leidenschaften versammeln sich an einem Ort, gestalten diesen mit ihren Fähigkeiten und Talenten und unterstützen sich gegenseitig, sodass ein pulsierendes Netzwerk aus Innovationstreiber_innen entsteht. Alois Endl ist einer davon. Jetzt sind wir umgesiedelt in die Räumlichkeiten der factoy300. Umsiedeln heißt aber nicht, sich aus den Augen zu verlieren, sondern beweglich zu bleiben. Dass auch Alois Beweglichkeit, Flexibilität und Kreativität in seiner DNA trägt, davon darf ich Ihnen erzählen. Wenn Sie neugierig geworden sind, welche beruflichen und existenziellen Zwischenstationen es im Leben von Alois Endl bedurfte, bis er dort hinkam, wo er jetzt steht, dann müssen Sie unbedingt weiterlesen.
Alois und ich machen es uns gemütlich. Ich darf Hinhören und Eintauchen in eine Lebensgeschichte, die erfüllt ist von Höhen und Tiefen, von unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Visionen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der auf der Suche nach sich selbst ist und nie verlernt hat, groß zu träumen. Für Alois ist es wichtig, ganz von vorne zu beginnen. So reisen seine Erinnerungen ganz weit zurück in die Kindheit: Alois wächst Tür an Tür zur Tischler-Werkstatt seines Vaters auf. Schon als 10-jähriger lernt er lieber das Autoeinparken und Mopedfahren als dass er die Leidenschaft seiner Schwester, das Lesen, teilte. Er beschreibt sich selbst als ein „Paradebeispiel dafür, wie man in der Schule missverstanden wird“. Er erzählt mir von Wunden, „die ganz tief sitzen“, denn das Geschlagen-werden in der Schule steht auf der Tagesordnung. Dem Versuch des autoritären Vaters – ihn in ein Internat für Schwererziehbare zu stecken – entgeht er nur durch Zufall. Das Gefühl, nichts zu sein und zu können, prägt das Selbstwertgefühl des jungen Burschen enorm. Nach Abschluss der Hauptschule soll der junge Alois eine Ausbildung machen und darf in der Holzfachschule in Hallstatt die Aufnahmeprüfung absolvieren, bei der er sein Talent und Können unter Beweis zu stellen weiß. „Es folgte die schönste Zeit meines Lebens“, so Alois. Denn plötzlich wird ihm ein Respekt und eine Wertschätzung entgegengebracht, die er bisher schmerzlich vermisst: „Man wurde sogar mit Sie angesprochen.“ Er verbringt vier Jahre im Internat und kann in dieser Zeit seine wahren Talente entfalten. Er wird nicht nur zu einem hervorragend ausgebildeten Bau und Möbeltischler, sondern entdeckt in dieser Zeit seine Leidenschaft für die Fotografie. Als Freigegenstand angeboten, lernt Alois die Fotografie „von der Pieke auf.“ In der Dunkelkammer verbringt er jede freie Minute und die Veranstaltungsfotografie wird sein liebstes Hobby.
„Das ist sie! Wenn ich heimkomme, heirate ich sie.“
Nicht nur die Leidenschaft zur Fotografie wird ihn von nun an begleiten, sondern auch die Liebe zu seiner Frau Waltraud, die er als 18-jähriger kennenlernt und vom ersten Augenblick an spürt: „Das ist sie!“ Es soll jedoch noch eine Weile vergehen, bis Waltraud und Alois tatsächlich zusammen sein können. Denn in der letzten Schulwoche erreicht die Schüler ein Telegramm aus Neuseeland. Ein damals sehr erfolgreiches Tischlereiunternehmen sucht Mitarbeiter. Alois überlegt nicht lange und offenbart seiner Waltraud und seinem Vater, dass er nach Neuseeland gehen möchte. „Mein Vater hat es nicht geglaubt, dass ich gehe“, erinnert sich Alois. Und seine tiefen Gefühle für Waltraud sagen ihm „wenn ich wiederkomme, heirate ich sie.“ Alois packt seine zwei Koffer und bricht mit umgerechnet 200 Euro und ohne richtig Englisch zu können auf, um Neuland zu betreten. Am Flughafen angekommen, steht er plötzlich da mit nur einem Koffer und niemanden, der ihn abholt. „Es gab damals ja kein Handy, mit dem man hätte jemanden anrufen können“, so Alois. Und so muss er schlicht und einfach hoffen und warten, bis drei Stunden später sein neuer Chef kommt und ihn mitnimmt.
„Die geilste Zeit meines Lebens“
Alois schmunzelt, als er mir von seinen ersten Eindrücken in Neuseeland berichtet. „Ich habe die ersten Monate bei einem Freund gewohnt und am ersten Arbeitstag hab ich gleich verschlafen.“ Er erinnert sich an die Chefin, die wöchentlich mit einem Kuvert kommt um den Lohn zu überreichen. Für Alois ist es „die geilste Zeit seines Lebens“. Nach einem Dreivierteljahr spricht Alois fließend Englisch, bekommt fast das doppelte Gehalt und hat Freunde fürs Leben gefunden. Doch die Sehnsucht nach Waltraud ist groß, so schreiben sich die beiden lange Briefe. „Eine Minute telefonieren hätte damals 50 Schillinge gekostet. So musste man seine Gefühle immer schriftlich ausdrücken lernen.“ Doch Waltraud hatte einen anderen Mann kennengelernt und erwartete ein Baby. Zu diesem Zeitpunkt erhält Alois einen weiteren Brief.
„Jetzt heißt es bleiben oder gehen.“
Doch diesmal nicht von Waltraud, sondern von seiner Mutter, die ihn bittet zurückzukommen, um im eigenen Betrieb zu arbeiten. Für Alois ist klar: „Jetzt heißt es bleiben oder gehen.“ In Neuseeland fließen viele Tränen und noch heute verbindet Alois eine tiefe Freundschaft mit diesem vielfältigen Land und jenen Menschen, die ihm etwas zutrauten, ihn wertschätzten, nicht nur für sein fachliches Können, sondern als Menschen.
Zurück in Österreich absolviert Alois 1987 seine Meisterprüfung in St. Pölten und beschließt: „So, jetzt besuche ich die Waltraud.“ Dieser Besuch legt den Grundstein für ihren von nun an gemeinsamen Lebensweg. „Wir lieben uns noch heiß – mit allen Ups and Downs“, bekräftigt Alois und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Der gemeinsame Sohn Tobias ist sein größter Stolz und beinahe hätte er ihn verloren. Doch dazu später. Ich bin gerührt von dieser Lebens- und Liebesgeschichte, eines Mannes, der auszog um sich selbst zu finden und nach Hause kam, um seiner Liebe zu folgen.
Die Vater-Sohn Beziehung wird erneut auf die Probe gestellt, als Alois mit viel Know -How und Energie in die Firma einsteigt. Die ökonomische Situation im familiären Betrieb hat sich schlagartig verändert, als plötzlich die ersten großen Aufträge ausbleiben. „Es hat damals zunächst noch keine Möbelhäuser gegeben. Man ging zum Tischler, der für Hochwertigkeit und Qualität stand. In der Firma gab es dann eine Person, die für ein gesamtes Wohnzimmer zuständig war. Das funktionierte plötzlich nicht mehr. Und mein Vater war zudem kein Kaufmann.“ Die Konflikte werden immer mehr, der Vater investiert Geld, welches er nicht mehr zur Verfügung hat, und so nimmt alles seinen Lauf.
„Ich muss es ihm beweisen, dass ich es selber kann!“
Aus dem Bewusstsein heraus, nie selbständig entscheiden zu können, in welche Zukunft die Firma gehen wird können, ist für Alois zu diesem Zeitpunkt klar: „Ich übernehme diese Firma nicht.“ Alois kann einen Unternehmer davon überzeugen – nach der Entschuldung des Familienbetriebes – diesen mitsamt den alten Strukturen zu übernehmen. „Mein Vater wollte das jedoch nicht und hat sich für einen anderen Käufer entschieden, er ging in Pension und hat im Grunde alles verloren. Und seit diesem Zeitpunkt bin ich an allem schuld.“ Eine tiefe Kränkung und Verwundung steht Alois ins Gesicht geschrieben, was besonders schmerzlich im Gedächtnis bleibt: „Der Vater ist nicht einmal zu meiner Hochzeit gekommen.“ Doch zu diesem Zeitpunkt ist es Alois noch nicht möglich, sich auszusöhnen mit seiner Geschichte und gleichsam mit sich selbst. „Ich muss es ihm beweisen, dass ich es selber kann“, erinnert sich Alois an das Gefühl, das ihn damals bestimmt.
Die nächste große Vision heißt: lichtdurchflutete, gemütliche und hochwertige Wintergärten zu bauen. Alois findet einen Partner und ganze fünf Jahre läuft das Geschäft ganz wunderbar. Doch das Gefühl, größer zu werden, weiter zu gehen, mehr haben zu wollen, nimmt immer mehr Raum in seinem Leben und Denken. Nach fünf Jahren steht die Firma vor dem Konkurs. Nicht nur die Firma steht an der Kippe, sondern auch die Beziehung zu Waltraud. Sie wird schwer krank. Die Schockdiagnose lautet Gebärmutterhalskrebs. „Wenn sie nicht operiert wird, ist sie in drei Monaten tot“, so der behandelnde Arzt. Es war an der Zeit sich zu entscheiden, wie die beiden miteinander weiterleben wollen. Waltraud wird wieder gesund und die beiden ziehen nach Wien in eine schöne, ruhige Dachgeschoßwohnung und verbringen dort 4 Jahre. Waltraud beginnt eine Körpertherapie-Ausbildung in Berlin und intensive Jahre des Lernens folgen.
Alois entscheidet, weniger zu arbeiten und das Genießen wieder zu erlernen. Die Geschäftspartnerschaft drängt erneut zur Entscheidung, ob es eine Zukunft geben kann. Es lässt sich kein Verkäufer der Wintergärten für den Raum Oberösterreich finden und so springt Alois ein. Was bedeutet, erneut die Zelte abzubauen. Weg aus Wien und zurück nach Oberösterreich, wo ihn schnell eine neue Idee packt und nicht mehr loslässt: Mobile biologische, hochwertige und zerlegbare Häuser zu bauen. Sein Sohn Tobias offenbart dem Vater, dass er gerne für ein Jahr die Schule verlassen möchte, um gemeinsam ein erstes Haus zu bauen. „Tobi hat uns ein ganz wunderbares Haus gebaut. Mit Wintergarten und Praxis,“ schwärmt Alois heute noch, wenn er an den Prototyp denkt. Das Geschäft boomt und das Gefühl, alles haben zu können wird wieder lauter. Das Tempo wird immer schneller und die gemeinsame Zeit immer knapper.
Nach einem Familientreffen in Indien kommt Alois zurück und bekommt von heute auf morgen keinen einzigen Auftrag mehr.
„In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember 2012 hat sich Tobias das Genick gebrochen.“
Doch was es bedeutet, beinahe das Liebste zu verlieren, das man hat, sollte er kurz darauf erfahren. „In der Nacht vom 23. auf dem 24. Dezember 2012 hat sich Tobias das Genick gebrochen.“ Alois verstummt für einen Moment. „Das war jetzt ein Wunder.“ Noch heute laufen ihm Tränen über die Wangen, wenn er an dieses Datum denkt. „Tobi konnte 4 Monate lang seinen Kopf keinen Millimeter bewegen, und Waltraud hat mir die Schuld an seinem Unfall gegeben. Ich hatte damals wirklich so einen Stress in der Firma“, erinnert sich Alois an diese intensive Zeit. Tobias hat sich das Leben zurückerkämpft. Sein damals durchtrainierter Körper hat ihm überhaupt das Leben gerettet. „Für Tobi war nach dem Unfall klar, dass er etwas Anderes machen möchte. Keine Schule. Keine Firma. Er wollte von nun an im Sozialbereich tätig sein.“
„Die Seele erinnert sich an den, der du bist.“
Auch für Alois selbst ist im Jahr 2013 klar, dass er alles radikal ändern möchte. Er verkauft seine Firma, das Wintergartensystem, das Lager, fast alle Maschinen, und fliegt nach Neuseeland. „Jetzt beginnt mein neues Leben. Von nun an, bin ich nur mehr für mich selbst verantwortlich“, bekräftigt Alois tief durchatmend und berichtet mir sogleich von einer anderen Reise.
„Wir haben uns gemeinsam auf einen spirituellen Weg gemacht,“ meint Alois und sieht mir meine Verwunderung und Neugierde vermutlich an. Alois versucht zunächst sich an seine spirituellen Wurzeln zu erinnern, und erzählt mir von einer tiefen Kinderspiritualität, die im erzkatholisch, patriarchalen Umfeld auf keinen fruchtbaren Boden fällt. „Als 4-jähriger Bub konnte ich mich wegbeamen. Ich konnte fliegen und mit Gott kommunizieren, aber mit der Kirche konnte ich nichts anfangen. Denn ich spürte so tief, dass eh alles in mir ist. Ich brauchte dafür nichts Anderes.“
Im Laufe seines Lebens verstummt die innere Kinderstimmt immer mehr, bis Alois eine Methode fand, die zu einer tiefgreifenden Lebensstilveränderung durch Erinnerung führt. Es ist eine Therapie, die sich „reconnective healing“ nennt. Ich musste natürlich nachfragen, welche Form der Therapie das denn sei, denn auch davon hatte ich nie zuvor gehört. Alois beschreibt es als eine Methode sich mit dem Universum einzuschwingen.
Die Seele, die in einen Zustand der Ruhe, Entspannung und Rückverbindung zu einem Urgrund geführt wird, wird auf eine Frequenz eingestimmt, die ein sich Erinnern ermöglicht. „Die Seele erinnert sich an den, der du bist“, so Alois. Diese Verbindung mit dem großen Ganzen beschreibt er als eine Erfahrung, die in „Licht und Stille“ mündet. „Schon nach einer Minute bin ich damals eingeschlafen, hat mir Waltraud gesagt. Ich hab mich in einem Zwischenraum befunden und konnte nur mehr grinsen. Das war so was von bewegend.“
„Das will ich auch lernen.“
Natürlich wäre ich gerne in einen Diskurs über unsere verschiedenen Deutungen, Praktiken und Definitionen von Spiritualität eingestiegen, aber ich entschied mich dazu, einfach nur zuzuhören. Für Alois ist diese einmalige Erfahrung – denn in solcher Intensität hat er die Erfahrung einer Anbindung an das Universum nie mehr erlebt – lebenswendend. Für ihn ist klar: „Das will ich auch lernen.“ So absolviert er seine Ausbildung in Stuttgart und praktiziert auch, wobei er nicht selten zu hören bekommt: „Das ist doch der Endl, der Bub vom Tischler“. Die Rollen kehren sich zu diesem Zeitpunkt seines Lebens um. Plötzlich ist Waltraud diejenige, die für den Lebensunterhalt aufkommen muss. Waltraud entscheidet sich für einen vier monatigen Aufenthalt bei seiner Schwester in Boston, auch Alois ist ein Monat in den USA, wo er wieder zu fotografieren beginnt.
„Das Grundbedürfnis eines jeden Menschen ist es, sich weiterzuentwickeln.“
Zurück in Oberösterreich wagen Alois und Waltraud einen neuen Schritt. Beide gehen sie nach Linz und Alois meldet mit 55 Jahren, ohne Vermögen und Absicherung, sein Gewerbe für Fotografie an. „Ich bin ins Axis gekommen und mein Geschäft hat sich entwickelt.“ Erneut tritt eine Inspirationsfigur in den Fokus seiner Aufmerksamkeit. Bob Proctor, so der Name eines bekannten US-amerikanischen Autors und Unternehmens-Coachs, der Alois hilft, durch intensive Arbeit an sich selbst den eigenen Blick auf sich, die Welt, die eigenen Werte, Beziehungen und sein Unternehmen zu wandeln. „Das Grundbedürfnis eines jeden Menschen ist es, sich weiterzuentwickeln. Das braucht Zeit. Es geht nicht nur um das Geldverdienen, aber es ist auch ein Grundbedürfnis, dass es uns finanziell gut geht. Das müssen wir bedenken“, erklärt Alois und erzählt von Bob Proctors Vision, nicht nur alle zwei Wochen eine Schule bauen zu können, sondern so viel zur verdienen, um jeden Tag eine Schule errichten zu können.
„Wenn ich aufstehe, schreibe ich 10 Dinge auf, für die ich dankbar bin.“
Alois übt sich täglich darin, sich selber besser kennen zu lernen, indem er nach den Paradigmen fragt, die ihn abhalten, das zu tun, was er liebt. „Wenn ich aufstehe, schreibe ich 10 Dinge auf, für die ich dankbar bin. Ich bitte um Führung für den kommenden Tag. Ich versuche 3 Menschen Liebe zu schicken und versuche, diesen gewählten Personen zu verzeihen – er denkt dabei an seinen Vater und seine damalige Lehrerin. Ich brauche dafür jeden Tag mindestens eine Stunde.“
Wie sich sein Leben durch seine täglichen Übungen gewandelt hat, schildert er mir am Beispiel einer Begegnung mit seinem Vater. Eine für ihn typische Szene im Elternhaus beginnt auch an diesem Tag mit minutenlangen Beschimpfungen seines Vaters, die gegen ihn gerichtet sind. Doch Alois ist still. Er erwidert nicht den Hass, sondern durchbricht diesen, indem er dem Vater von Angesicht zu Angesicht zusagt: „Gott liebt dich.“ – „Mein Vater konnte nichts tun. Er ging einfach in einen anderen Raum und ich empfand Dankbarkeit und Liebe in diesem Moment.“
Heute beschreibt sich Alois als „total happy. Frei von Süchten. Ich habe einfach das Meine gefunden und bin glücklich, ein erfolgreicher Unternehmer zu sein.“ Was er gelernt hat, ist „groß zu denken“, und wie das geht erfahre ich sogleich: „Es gibt drei Varianten: A: Du setzt dir Ziele, wo du weißt wie du sie erreichen kannst, wo du weißt, wie das geht. B: Du setzt dir Ziele und kannst es dir noch nicht ganz im Detail vorstellen. C: Du setzt dir Ziele und hast keine Ahnung, wie du sie erreichen kannst.“
Wie spannend, so hab ich das selber noch nie gedacht. Ich frage mich, welche Ziele ich mir selber stecke? Also, wie groß mein eigenes Vorstellungsvermögen ist, wenn ich über einer Idee brüte. Wie mutig bin ich, groß und ungewöhnlich zu denken? Welche Variante Alois gewählt hat, kann ich mir sehr gut vorstellen.
„Wenn du betest, redest du mit Gott. Wenn du auf deine Intuition hörst, redet Gott mit dir.“
Wenn Alois an seinen früheren Lebensstil denkt, dann erzählt er von 60 Stunden Arbeitswochen, von zu wenig Schlaf, von Rausch, Leere und zu wenig Zeit um wirklich zu denken und zu fühlen. Heute ist das anders. Alois spricht von Reichtum, nicht ausschließlich in finanzieller Hinsicht. Heute betet er und meditiert. „Wenn du betest, redest du mit Gott. Wenn du auf deine Intuition hörst, redet Gott mit dir“ lautet sein ganz persönliches Credo. Ob wir es Schöpfer oder das Universum nennen, steht in diesem Moment gar nicht so sehr zur Debatte. Ich bin fasziniert von dieser Ruhe und Kraft, die aus ihm strömt. Ich bin fasziniert von seiner Spiritualität, die von der Intuition Gottes erzählt und von Schutzengeln, genauso wie er um die Verbundenheit mit einem Universum weiß, als würde er im selben Rhythmus der Erde atmen. Eigentlich wollte ich heute etwas über die Kunst der Fotografie erfahren und habe etwas über die Kunst zu leben erfahren. Über die Vielfältigkeit an Spiritualitäten und Vorbildern, die uns inspirieren und uns ermutigen ganz neue Wege zu gehen, auch wenn wir noch keine Ahnung davon haben, wohin sie uns führen werden. Ich habe hautnah erfahren dürfen, dass es nie zu spät ist, sich zu versöhnen, sich zu wandeln. Es ist nie zu spät, Freundschaft mich sich selbst zu schließen. Wie dankbar ich bin für dieses Gespräch! Wie dankbar ich bin, dass ich so tief schauen durfte in diese Lebensgeschichte, die gefühlt erst richtig begonnen hat.
Alois in der Schnellantworterunde
Was ist dir heilig?
„Freier Wille“
Wann hüpft dein Herz?
„Wenn ich etwas erlebe, das mich glücklich macht. Das kann so vielfältig sein. Es gibt so viel Schönes“
Was treibt dich an?
„Mein Ziel und meine Visionen“
Wann bist du ganz filterlos?
„Wenn ich mich ganz und gar auf Situationen einlasse. Wie die letzten zwei Stunden. Ich habe dir mein Herz geöffnet und habe es zugelassen.“
Wie trauerst du?
„Ich denke an viele bewegende Erlebnisse, die mein Herz ganz tief berührten. Aber ich habe die letzten paar Jahre keinen Todesfall mehr miterlebt. Wobei auch der Tod für mich kein Grund zu trauern ist. Ich weiß, dass das personale Sein im Licht sein wird.“
Ist dir schon einmal ein Wunder begegnet?
„Ja. Dass mein Sohn noch lebt, ist für mich ein Weihnachtswunder. Ich selbst habe auch schwere Autounfälle überlebt. Also, auch dass ich noch da bin, ist ein Wunder für mich. Und ich denke an meine zweite „reconnective healing-Sitzung“, die mein Leben veränderte. Diese Erfahrung der Verbundenheit und Ruhe hatte ich mein ganzes Leben nicht mehr.“
Ich bedanke mich bei Alois für das tiefe Vertrauen, das er mir entgegengebracht hat, und das wunderbare Gespräch.