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Wunder über Wunder

Wunder über Wunder

 

Banges Erwachen
Was wird der Tag bringen?
Unsicherheit
Mühsal
Freude und
Wunder über Wunder    










Von der etymologischen Bedeutung her stammt das Wort „Wunder“ vermutlich vom germanischen „wunsko“ ab und ist somit verwandt mit dem Wort „Wunsch“. Wen wundert´s? Wer nicht in sich den Wunsch und die Sehnsucht nach dem Wunderbaren trägt, der wird sie nicht finden, die Wunder im Alltag. Für mich hat die Natur einen unerschöpflich reichen Vorrat an Wundern, dass sie mir wohl niemals ausgehen werden, solange ich mich darin bewegen kann.


Herbstlauf

Am Morgen
nach dem ersten
heftigen Herbstregen
breitet sich
ein großer bunter
weicher Teppich
vor mir aus
und nimmt mich in Empfang.


marianne-jakobsweg.png
 

Eine spannende Aufgabe, dem Wort Wunder nachzuspüren… Das erste, was mir in den Sinn kommt: „Wunder über Wunder“.

Ich denke mich gut 20 Jahre zurück, als ich – allein – 3 Wochen auf dem spanischen Jakobsweg unterwegs war, die Kinder gerade einmal so alt, dass es möglich war, so lange die Familie zu verlassen und mich auf dieses äußere und innere Abenteuer einzulassen. Da habe ich zum ersten Mal Wunder ohne Zahl erlebt. Ohne Zweifel war es eine sehr heftige Zeit, aber ich konnte mich ganz öffnen, dem, was da auf mich zukam. Und das dürfte eine Grundvoraussetzung sein, dass es überhaupt möglich ist, ein Wunder wahrzunehmen. Sich innerlich aufmachen.

Kein Wunder wird uns einfach so übergestülpt, wir müssen bereit sein dafür, und sei es auch nur in den feinen Fasern unseres Unterbewussten. Es kann passieren, dass wir ganz schön erschrecken angesichts eines Wunders, das uns widerfährt. Als ich mich im vergangenen Sommer eines Nachmittags auf dem Sofa in meiner gemieteten Almhütte im schwerelosen Zustand zwischen Schlafen und Wachen befand, wurde ich durch ein leises scharrendes Geräusch neben meinem Ohr und die anschließende fahrige Bewegung von etwas Lebendigem in meiner Herzgegend aus meiner Tiefenentspannung gerissen. Im ersten Moment dachte ich an eine Heuschrecke, aber bei näherem Hinsehen durchfuhr mich doch ein leiser Schrecken: eine gar nicht so kleine braune Eidechse hatte sich anscheinend in die Hütte verirrt und wollt partout jetzt auf mir Platz nehmen und da auch bleiben. Denn als ich mich aufrichtete, um mich aus meiner ausgelieferten Haltung zu befreien, hielt sich das kleine Reptil am Stoff meines T-Shirts fest. Vorsichtig bewegte ich mich, die Eidechse nach wie vor auf der Brust sitzend, ins Freie und schüttelte sie da – schließlich erfolgreich – in Gras ab. Sie lief aber nicht, wie zu erwarten, davon und suchte Deckung - sie saß da und schaute mich unverwandt an. Ich muss zugeben, ich war ganz schön verwirrt und körperlich und seelisch – wie soll ich sagen? – aufgewühlt. Den ganzen restlichen Tag fühlte ich mich irgendwie verbunden mit diesem possierlichen Tierchen, das doch nicht üblicherweise zum Kuscheln auf einen Menschen krabbelt. Ein, zwei Wochen davor hatte ich an einem völlig anderen Ort eine Eidechse aus den Fängen einer lieben, aber zu jagdlustigen Katze gerettet…

marianne-eidechse.png

Marianne Gruber

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