Categories


Authors

Unsere kitzelige Wohnung

Unsere kitzelige Wohnung

In den letzten Wochen scheint unsere Wohnung irgendwie kitzelig geworden zu sein. Und mit jedem Lachanfall setzt auch sie mich in Bewegung. Manchmal lacht sie mich an und manchmal da lacht sie mich aus. Mal lache ich mit und mal halte ich mir die Augen zu. Besonders der Küchen-/Büro-/Wohnzimmertisch hat es so an sich, mich zu berühren. Denn der hat ziemliche Last zu tragen.  
Bücher, Computer, Ladekabel Kaffeetassen, Kalender, Zeitungen. Dies alles mal zwei und irgendwie von Allem zu viel. Dazu gesellen sich Buntstifte, Kerzen und Superhelden. Mittags mach ich Stapel und schieb alles den Rand. Sein Biegen und Krümmen tut mir fast schon leid. Ich merke, wie ich gehe und stehe, worauf ich sitze, womit ich schreibe und was ich esse, das ist mir seit Wochen ziemlich nah. 
Interessant, welch Gewicht und Stimme, welch Wirkmächtigkeit die Dinge plötzlich entwickeln. Neben Bedeutsamem und Beiläufigem, Funktionalem und Ideellem, fühl ich mich manchmal wie eine zusätzliche Setzung im Raum. 
An die Wand gedrängt, in die Ecke gestellt, von der Decke hängend, vergessen, ein wenig beschädigt und doch funktional. Dekorativ, vergänglich und beweglich. Gesehen und getragen. In hellen Momente fühle ich mich den „zwecklosen“ Kostbarkeiten nah. Da mag ich es, wenn sich unsere Blicke treffen. Da lächle ich gerne zurück. 

Dann sehe ich Bündnisse und Versäumnisse. 
Zerwürfnisse und ganz viel Glück. 
Tränen und Träume. Erde und Dreck.
Da sind Dachböden voll bunter Kleider. Und Erinnerungen an mich. 
Da erzählt manches vom Spiel und von Verstecken. 
Vom Gebären und dem nächsten großen Schritt. 
Eine Spur des Heiligen hängt noch im Fikus. 
Die bemalten Eier warten unten im Schrank. 

Da ist Geformtes, Gekauftes, Geschenktes und Verstecktes. 
Auf den ersten Blick erscheint auch das alles zu viel. 
Doch heute wage ich einen zweiten Blick und lass mich von ihnen formen. 
Bald kommt die Zeit, da rückt das alles wieder in die Ferne. 
Aber heute lass ich die Dinge gewähren. 


In Strömen

In Strömen

Staunen, immer wieder staunen

Staunen, immer wieder staunen