Eremitin im Alltag
Ich will gerne eine Eremitin mitten im Alltag sein
Meine Stube, die ich zu bewohnen gedenke
Steht schon lange leer
Wann hab ich sie besucht die Hausnummer 9?
Ja, die Nummer 9 hat mich erwählt
Nicht 7 oder 3, nicht 10
Nein, die Nummer 9 soll es sein
Ein Bett, ein Kissen
Ein Tisch und Wasser
Fließend und kühl
Frische Blumen
Duftender Kaffee
Ein Fenster in die Ferne
Ich träume davon
Mich dort zu treffen
Jeden Tag
15 Minuten
Ich träume davon
Nicht einsam zu sein mit mir
Ich träume davon
Gesellig zu sein
Ich werde mir Geschichten erzählen
Von Mädchen, die auf Bäume klettern
Und hoch oben im Kirschbaum
Von Bergspitze zu Bergspitze hüpfen
Ich träume davon
Dort etwas frei zu legen
In meiner Stube
Eine Schneise zu schlagen
Hin zu einem Du
Das mir täglich Spuren legt
Und sich doch wieder entzieht
Unmittelbar
Unverblümt
Unverstellt
Mich im Fensterglas spiegeln
Die suchenden Augen ergründend
Die Blicke nach innen richten möchte ich
Und hinter die Augen treten
Um sie neu auszurichten
Hin zu den Wundern dieses Tages
Bewegliche Augen wünsch ich mir
Ja, meine Stube wird offenstehen
Ohne Tür und Schloss
Ein Tempel mitten im Alltag
Wirst du da sein?