DIE DARSTELLERIN / Frauen* im Mariendom
Vor einigen Tagen stand ich noch mit meinem Sohn im Mariendom in der neuen Kulisse der Pilgerfahrt II von Zoe Goldstein, die den Versuch einer zeitgenössischen Übersetzung eines historischen Fensterbildes wagte. Wir spielten „Schiff ahoi!“ und „Volle Fahrt voraus!“ „Rein ins Abenteuer, nur Mut!“ – wobei, wenn ich es recht bedenke, dann waren das wohl eher meine eigenen Fantasien, die ich am liebsten laut und bis in den hintersten Winkel des Kirchenraums hörbar machen hätte wollen.
Am selben Abend stand ich abends, als draußen alles dunkel und still war, wieder im Dom und lauschte den Klängen, die am Samstag im Rahmen der Eröffnung der DARSTELLERIN erklingen werden. Meine innerste Aufbruchsmelodie verwandelte sich in leisere Töne angesichts der Wucht von Bildern und Worten, von Gedanken, die wohl schon lange darauf gewartet haben, ausgesprochen zu werden.
„Bist du ein Mann, Gott? Bist du wirklich ein Mann, Gott, antworte mir! Richtest Du nach dem Geschlecht oder gilt Deine Barmherzigkeit auch mir?“
Ich war überwältigt von der Stimmgewalt vier junger Frauen, die unter der Leitung von Chordirektorin Elena Pierini Passagen eines literarischen Textes von Maynat Kurbanova im Rahmen der Langen Nacht der Bühnen klanglich und stimmlich zum Leben erwecken werden. Ja, ich war überwältigt von diesem Resonanzraum Kirche, der es ermöglicht, dem Unaussprechlichen einen Namen, eine Stimme zu geben; der viel mehr er-tragen und bergen kann, als ich bisher ahnte, ohne auch nur einem Wort eine Vertröstung aufdrängen zu wollen.
Die schillernden Facetten des Aufbruchs werden sich an diesem Abend in den Raum hineinverweben und einladen, die eigene Position im Schiff zu imaginieren, um mitunter unfreiwillige Rollenzuweisungen zu hinterfragen.
Ausgangspunkt bildete das Anliegen einer stärkeren Sichtbarkeit von Frauen in der Gesellschaft und Chancengleichheit von Frauen in der Kirche, welches durch Umkehr des Geschlechterverhältnisses im Bild zum Thema gemacht wurde. An diesem Abend wirkt DIE DARSTELLERIN eine Übersetzung der Übersetzung, indem die Darsteller*innen stellvertretend einer Geschichte die Stimme leihen, die nicht die ihre ist, die die Sehnsucht wachhält, auf dass es nicht die meine werde, auf dass es niemandes Geschichte mehr werde. Geteilte Berührbarkeit und Verletzlichkeit markieren hierbei kein Ohnmachtsgeschehen, sondern wandeln den Moment in einen kraftvollen Akt der Widerständigkeit, der ganz empfindsam werden lässt für die vielfältigen Erscheinungsformen von Unterdrückung und Gewalt.
Ich sehe schon heute für ein Morgen ein hoffnungsvolles und großes Bild von Frauen und Männern, die Raum nehmen und Platz machen für gemeinsames Wachstum.
Ich freue mich, euch alle einladen zu dürfen: am 11.6.2022 um 20:00 wird die DARSTELLERIN feierlich eröffnet. Ein Lange Nacht der Bühnen Eintrittsband ist keine Voraussetzung für den Besuch der DARSTELLERIN
Konzept_Dramaturgie: Zoe Goldstein
Musikalische Leitung: Elena Pierini
Komposition: Elena Pierini
Gesang: Antoaneta Mineva, Jovana Rogulja, Mary Osborne, Willemyn Spierenburg
Text: Maynat Kurbanova
Instagram: @zoe_goldstein_photography @mariendomlinz #diedarstellerin #therepresentatives #makefemalevisible #mariendomlinz
Ein Dank geht an die vielen Unterstützer*innen und Kooperationspartner*innen.
Ein besonderes DANKESCHÖN geht an Zoe Goldstein, für ihre Energie und Leidenschaft, Hartnäckigkeit und den Mut für große Visionen. Danke an Dr. Anna Minta, an Margit Greinöcker (DIE BETRACHTERIN). Es war und ist mir stets eine große Freude in solch einem Team gestalten zu dürfen. Danke an das Mesner*innen-Team der Dompfarre Linz, ohne die gar nix gegangen wär. Danke an Katholische Privat-Universität Linz, Katholische Kirche in OÖ - Diözese Linz, Katholische Frauenbewegung OÖ, LINZimPULS.
Danke, ihr großartigen DARSTELLER*INNEN und BETRACHTER*INNEN.