Weihnacht und DU
Still war ich diesen Advent. Ich habe mich der Reduktion hingegeben, also was das Schreiben anbelangt. 24 Karten habe ich auf meiner alten Schreibmaschine getippt. Sie genommen und in meinen Wohnraum gelegt. Schöne Relationen sind entstanden zwischen Wort und Bild, Gegenständen, meinen eigenen vier Wänden. Spalten in viele Richtungen. Schlüssellochblicke hinter Türen. Die Bilder erzählen ihre ganz eigenen Geschichten. Schließen jedoch nicht ab, sondern wollen das Weitererzählen - von Dir. Vielleicht hast du ja eine gefunden. Ganz viel Weißraum, ganz viel Dazwischen, damit es wehen kann, wohin es will, waren ihnen gemeinsam. Die Karten sind im offenen Raum gelandet. Ich habe sie abgelegt, ja, in der kühnen Hoffnung, dass sie nicht allein bleiben. Ich weiß nicht, ob Schnee und Regen sie in Bewegung versetzten. Das ist das Wagnis, sich auf einen offenen Prozess einzulassen. Nicht zu wissen, was passiert, doch stets überraschungs-bereit, hoffend zu bleiben. Es ist mir eine sehr liebe Tätigkeit geworden. Jeden Tag eine Hoffnungsminiatur zu wagen und diese mutig zu platzieren. Ob es Welt verändernd ist? Nein, vermutlich nicht. Wobei, was meint denn Welt? Kann man mit wenigen Worten etwas/jemanden bewirken/bewegen?
Heut ist Weihnacht. Welches Wort will ich wählen? Oder sind Worte manchmal fehl am Platz?
Ich lausche im Schweigen und warte auf das Kommen dieses Du.
So nehme ich heute dieses weiße Blatt Papier und biete es dir an. Zu viele schöne Worte, um ein einziges zu wählen. Welches vermag in die Tiefe zu steigen, um den Grund zu kitzeln? Welches trifft die Hoffnung, die tragen will? Mir fielen viele schöne Wörter ein, die mehr Bilder sind als Worte, vielleicht kann das eine nicht ohne das andere sein? Doch heute lasse ich es offen. Für dich. Leer. Weiß. Unbeschrieben, unbeschreiblich nackt lege ich es vor deine Augen. Nimm du es, und schreibe weiter. Der Anfang ist gemacht. Auch wenn das Ende offenbleibt.
Das meint doch dieses: „Fürchte dich nicht!“ Was schreckst du zurück? Was hält dich auf? Du hast alles was du brauchst. Wie einfach, zu geben im Wissen, alles ist Geschenk. Die Zusage gewollt zu sein, ohne jeden Verdienst. Was für Freiheit, was für ein Vorschuss an Vertrauen. Was für ein Gestaltungs-Raum. Weihnachten meint Zutrauen, dass wir das Hinkriegen, selbst Weihnacht zu werden. Mit Haut und Haaren sind wir gewollt und nie mehr ganz verloren. In unseren Dunkelstunden, mit allen Unzulänglichkeiten und Befürchtungen nicht zu genügen für diese Welt. Mittendrin. Sind wir umarmt.
Hinter den Masken und Fassaden ist so viel mehr Gemeinsames, als es je Trennendes geben könnte. Zwei Augen, die sehen. Zwei Ohren, die hören. Zwei Hände, die spielen. Wo verbirgt sich dieses Kind? In dir? Sind wir nicht alle bedürftig? Nach Nähe und zwei Händen? Nach einem Wort, das dich meint? Nach einem Ort, der dich will?
Nackt und Unbekümmert, Spielerisch, voller Schöpferkraft und Neuigkeit. Auch das bist Du! Und Weihnachten kein frommes Wort. Weihnachten be-trifft. Ist Wandelwort und Ereignis. Gabe und Aufgabe: Es Weihnacht werden zu lassen in Dir. Damit das Licht vordringe, bis in den hintersten Winkel, in den tiefsten Spalt, und du sehend wirst, die dich anblicken, sie sind wie Du. Wage diesen ersten Blick. Mach dich auf den Weg. Brich – Dich – auf. Weihnachten gibt mir Grund zu hoffen: Immer wieder neu. So viele Worte, wo ich doch nur eines finden wollte. Ich schmunzle über mich. Ein guter Start in diese Tage.