M/Wut - Worte
Offenbarung - in theologischer Hinsicht - ist eine Deutekategorie und meint keine Einsichtnahme in Pläne, die einem eingeweihten Kreis weniger zugänglich wäre, denen es angst und bange ist, ihre Macht- und Einflussnahme auf die individuelle, schöpferische Lebensgestaltung von Menschen verlieren zu können. Offenbarung meint Prozess, Kreativität und Performativität. Offenbarung ist keine Kategorie des Wissens. Dient nicht der Bestandssicherung, ist eine Idee theoretischer Vernunft und ein Postulat praktischer Vernunft. Offenbarung existiert nicht wie ein Stein existiert. Offenbarung - christlich gedeutet - stellt die individuelle Lebens- und Glaubensdeutung in einen spezifischen Horizont, in dem das Unbedingte als ein personales Du, als ein Gegenüber gedeutet werden kann, das sich in uns, durch uns schöpferisch ausgesagt hat, das uns zusagt, mit allem, was wir brauchen um Leben führen zu können, ausgestattet zu sein: Freiheit zu wählen, zu entscheiden, immer wieder anderes zu können, Vernunft, die sich am Leben können anderer zu orientieren hat, Empathie, die Leben durch die Augen anderer zu sehen, zu deuten lernt - und danach handelt. Offenbarung begründet sich nicht selbst, sondern ist mit den Mitteln der Vernunft begründungspflichtet. Bringt sich und anderes je aufs Neue hervor. Bringt Leben und Liebe hervor. Offenbarung impliziert keine Gehorsamspflicht. Aus ihr leitet sich kein Ämterverständnis ab. Offenbarung beschreibt keinen Bauplan, der vorgäbe, wen und wie ich zu lieben hätte - die, die es so verstehen, haben offenbar etwas falsch verstanden. Offenbarung lässt sich als Gabe deuten, die mich zur Liebe befähigt, die meine Liebe will, sodass diese Liebe ihre Form finde und Spuren hinterlasse, inmitten der Kontingenz und Fragilität dieser Zeit, inmitten des Ringens um aufrichtige und ehrliche Beziehungen.
Glaube, Liebe, Hoffnung ... die Liebe ist vielleicht die Größte unter ihnen, und gibt mir doch mehr Fragezeichen auf, als sie eindeutige Antworten bereitstellen könnte. Das ist wohl Preis wie Geschenk eines relationalen In-der-Welt-Seins, das stets im Werden begriffen, zu sich selber und zum anderen finden will.
Ob ich mit meiner Deutung auf der richtigen Spur bin, darüber diskutiere ich gerne weiter.