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L(i)eben wie ich kann

L(i)eben wie ich kann

Mein Kind und ich saßen am Sofa. Er fragte nach der Geschichte der Heiligen Barbara, Nikolaus und wer ge-wichtiger sei, Christkind oder Weihnachtsmann. Ich versuchte, so gut es ging, Auskunft zu geben über eine starke Frau, die sich nicht abbringen ließ von ihrem Weg, von einem Mann, der Kinder frei-zu-spielen versuchte für ein Leben in Selbstbestimmtheit, und dass das Christkind wohl als Fliegengewicht angesehen werden könne, im Gegensatz zum voluminösen Weihnachtsmann. Er erzählte mir von Shrek und Fiona. Ich hörte gespannt zu, denn ich kannte diese Geschichte nicht. Und dann platze es ganz leis aus ihm heraus: „Weißt du, mein Freund glaubt nicht an Gott.“ ... „Und du?“, fragte ich, „Wie steht es um dich?“ Das Kind überlegte für einen Moment und erwiderte: „Was, wenn alles eine Lüge war, an die ich glaubte. Niemand kann mir beweisen, dass es ihn gibt.“ Eine Denkpause auch meinerseits durchzog den Raum. Viele kluge Menschen fielen mir ein, die noch viel bessere Antworten wüssten, doch ob sie die Geschichte so erzählten, dass es besonders das Kind berührte?
„Ich liebe dich!“, glaubst du mir das? „Ja“, erwiderte das Kind ein wenig verlegen. Was könnte ich anders zeigen, als dass ich mich redlich bemühe, erfahrbar werden zu lassen, dass ich liebe, so wie ich kann. Dich Halten zu wollen, ohne dir jemals weh tun zu wollen. Vielleicht ist selbst gemeinsam schweigen zu können, eine Dimension von Liebe.
Manchmal sagt eine Umarmung mehr als es Worte auszudrücken vermögen. Wie sehr ich selbst eine Umarmung vermisse. Und frage mich gleichsam, wann und ob ich mich umarmen lasse? Als wäre die Umarmung zur Chiffre für unbedingtes Angenommen-Sein geworden, mehr denn je, in ihrem Entzug. So als hätte ich das immer gekannt und umso mehr wäre es heute schmerzlich vermisst. Doch erinnere ich mich ebenso an ein: “Rühr mich nicht an.” Ja, ich versuche mich zu erinnern. Wann lasse ich Berührung zu?

„Ich liebe dich“, glaubst du mir das? Gleicht einem Versprechen, lockt mich hervor in meinem Mut mich drauf einzulassen. Denn anders ließe sich die Tragweite, das Gewicht wohl nicht ermessen, als es auf mich wirken zu lassen. Es zu glauben. Zu vertrauen. Wie sollte es einen Erweis dafür geben, dass es ist, wie es gemeint ist? Gar nicht so einfach. Ein sich Drauf-Einlassen erfordert ein sich Hingeben und die Übung sich fallenlassen zu wollen - im Vertrauen, dass hält, was versprochen ist. Die Zusage, umfangen zu sein von einem Grund, der nicht aus einem selber kommt, der einen unbedingt will, drängt Erfahrung zu werden. Wie sollte dies ohne meine Hände gehn? Welch ein Wagnis. Welch ein Geschenk. So leben zu riskieren, als könnte man nicht tiefer fallen als in die Arme eines Entgegenkommenden, in Hände, die halten, ohne zu binden.
Auf “dass Gott ein Tätigkeitswort werde”, so Kurt Marti, dessen Gedanken ich sehr mag.


Wunder, wundsie

Wunder, wundsie

Weitblick ganz nah

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