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DIE BETRACHTERIN - Texte der dritten Runde. FENSTER BAUMGARTENBERG, SÄBNICH-WALDHAUSEN, WINDHAAG BEI PERG, MÜNZBACH

DIE BETRACHTERIN - Texte der dritten Runde. FENSTER BAUMGARTENBERG, SÄBNICH-WALDHAUSEN, WINDHAAG BEI PERG, MÜNZBACH

Die Darstellungen thematisieren vier Klostergründungen im unteren Mühlviertel. Spenderin des Fensters ist eine ungenannte Frau aus Linz. IM FOKUS Priorin Magdalena / Eva Magdalena Enzmilner (1629–1700), dargestellt mit Gesichtszügen von Frau Gartenauer aus Linz mit Ordensfrauen beim Einzug ins neu erbaute Kloster. Eva Magdalena Enzmilner war erste Priorin des Dominikanerinnenklosters Windhaag und einzige Erbin des Reichsgrafen Joachim Enzmilner und seiner Frau Maria Magdalena Kirchstetter. Den ererbten Reichtum verwendete sie großteils für ihre klösterliche Bautätigkeit.

Die Darstellungen in den Glasfenstern bilden den Ausgangspunkt für Reflexionen zu Kosterleben einst und jetzt.


Frauenklöster: Einblicke in die Geschichte

Die Geschichte der christlichen Frauenklöster reicht bis ins 6. Jahrhundert zurück. Von Beginn an gehörte die Produktion von Handschriften dazu, was sowohl das Kopieren als auch Illustrieren miteinschloss, sowie die KrankenpflegeFür königliche Dynastien waren Damenstifte ein Instrumentarium weiblicher Herrschaft, wo sich karitatives Engagement mit der Sicherung von Territorien verband. Im Hochmittelalter erblühte außerdem die Frauenmystik und nicht wenige Äbtissinnen hinterließen ein umfangreiches Schriftwerk. Für Angehörige sozial schwacher Schichten boten die Frauengemeinschaften außerdem eine Alternative zu Prostitution und Sklaverei. Aber auch für wohlhabende Witwen waren Klöster ein Ort des Rückzugs: Gegen eine Stiftung konnten sie dort bis zum Lebensende verbleiben. Durch die Mitgiften entstand außerdem ökonomische Unabhängigkeit; viele Klöster waren in Produktion und Handel tätig, bis hin zur Vergabe von Krediten und Verwaltung von Immobilien. Daneben blieb die Erziehung junger Mädchen ein fester Bestandteil des klösterlichen Einkommens. Neben der Vermittlung von Bildung, Handarbeiten und geschlechtsspezifischen Normen – Schweigen, Keuschheit und Bescheidenheit – suchten Familien in Kriegszeiten Schutz für ihre Töchter vor durchziehenden Armeen. Entgegen den vielen Vorurteilen waren Religion und Kloster stets Handlungsräume für Frauen. Sie konnten innerhalb ihrer Netzwerke selbständig agieren, Berufe erlernen und Karrieren verfolgen. Auch wenn diese Lebensform immer wieder durch männliche Instanzen reguliert wurde, waren Frauenklöster keineswegs nur isoliert oder gar passiv, sondern ein überaus aktiver Teil der europäischen Kulturgeschichte.

Ilaria Hoppe, Professorin am Institut für Kunst in gegenwärtigen Kontexten und Medien Katholische Privat-Universität Linz


Leben als Ordensfrau - Ehelos, nicht beziehungslos

Meinem Weg in die Ordensgemeinschaft der Elisabethinen ist ein langer, dynamischer Suchprozess vorausgegangen. Ich spürte in mir die Sehnsucht, mein Leben für Gott und die Menschen leben zu wollen und das nicht allein, sondern in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter. In Gebet und Stille und im Teilen des Alltags in meiner Gemeinschaft habe ich stets das Gefühl von Geborgenheit, tiefem Frieden und Heimat erfahren: Ich sehe das Kloster als einen Ort für mich, wo gelingendes Leben möglich ist, wo ich meine Christusnachfolge in den evangelischen Räten leben kann und will. Es ist ein Ort, wo ich sein kann, mit allem, was mich ausmacht, wo ich mich geliebt und angenommen fühle. Und so lebe ich als Frau in freier Entscheidung ehelos, aber nicht beziehungslos, hörend und in Verantwortung und in großer Dankbarkeit für alles, was mir geschenkt ist und geschenkt wurde, einen geschwisterlichen Lebensstil. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie immer wieder Mut und Vertrauen erfahren dürfen auf Ihrem ganz persönlichen Lebens- und Glaubensweg!

Schwester Luzia Reiter,
Elisabethinen Linz


Leben als Ordensfrau - Es stimmt so!

Am Tag meiner Versprechen auf Lebenszeit habe ich mich an die Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu gebunden, für immer, freiwillig. Es war ein wunderbarer Tag. In mir tief die Gewissheit: Es stimmt so! Davor hatten Krisen dieses Ja herausgefordert, aber letztlich vertieft. Ich bin mit Freude Ordensfrau. Hier kommt meine ganze Liebeskraft zum Klingen. Die Hingabe Jesu betrachte ich täglich in der eucharistischen Präsenz. Seine Liebe schließt alle Menschen ein, ohne Ausnahme. Sie ist es, die mich drängt, selbst liebende Präsenz zu sein, immer mehr zu werden. Besonders in der Begegnung auf Augenhöhe mit den Menschen am Rand, in vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die Interesse, Zuneigung, Achtung ausdrücken. In der Freundschaft, die auch zu empfangen weiß. Oft erfahre ich mich als Beschenkte.

Kleine Schwester Sabine von Jesus, Frankfurt a. Main
Kleine Schwestern von Jesus


Vom Diktat zum demokratischen Miteinander

In den 1960er- und 1970er-Jahren war es noch relativ einfach, in den Klosterschulen nach jungen Mädchen zu fischen. Für die Erhaltung der Ordensgemeinschaften war es wichtig, möglichst viele 15-jährige, formbare, „brave“ Mädchen zu gewinnen. Durch das Übertragen vieler Aufgaben, oft ohne Aus- und Fortbildung, machte man die jungen Frauen gefügig. Für eine ganzheitliche, persönliche Entwicklung war kein Platz. Gemeinschaft wurde zur inhaltslosen Überschrift, denn man lebte trotzdem ganz allein. Durch massive persönliche Erschütterungen wurde dort mein Leben auf den Kopf gestellt. Nur durch professionelle Begleitung konnte ich meine Geschichte aufarbeiten. Heute bin ich dankbar, diesen Weg gegangen zu sein. Und ich weiß, die Strukturen der Macht leben noch fort. Doch blicke ich nicht mit Groll zurück, sondern lebe heute ein glückliches und erfülltes Leben. In Freiheit und in Beziehung. Ohne Befehlstöne im Miteinander. In Zeiten des Umbruchs sind es besonders Frauen, die durch ihre Strahlkraft, durch innere Kraft und ohne Angst Gesellschaft mitgestalten können. Wenn es tatsächlich einen friedlichen Weg der Religionen und Kulturen geben kann, dann nur mit dieser Offenheit den Menschen gegenüber.

Anonyme Autorin, ehemalige Ordensfrau


DIE BETRACHTERIN - Texte der Runde drei. Die klugen und die törichten Jungfrauen

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DIE BETRACHTERIN - Texte der dritten Runde. FENSTER WERNSTEIN

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